Einer der bekanntesten Söhne der Stadt Duisburg ist der Komponist, Illusionist und Karnevalist Matthias Lixenfeld. Sein Name steht für viele Menschen noch immer als Begriff für „Duisburger Liedgut und Duisburger Mundart“.
Geboren am 11. September 1899 mitten im Arbeiterstadtteil Hochfeld verbrachte er dort auch seine Jugend. Im 1. Weltkrieg wurde er noch kurz vor Toresschluss eingezogen. Nach den Kriegswirren lernte er Maschinenbau und fing bei der DEMAG an.
Und es blieb noch Zeit, um in der Abendschule Kompositionslehre zu lernen. Während der Inflation konnte er sich mit Klavierspielen über Wasser halten, bis ihn die DEMAG zurückholte.
Seit 1928 war Matthias Lixenfeld Karnevalist. Begonnen hat er seine musikalisch-karnevalistische Laufbahn am Karnevalssonntag 1930 im Saal der Reichskrone am Friedrich-Wilhelm-Platz bei einer Sitzung des Turn- und Sportvereins von 1848 mit dem Lied vom „Pfeffermünzmariechen“.
Kehrreim:
Marieche, dun mich doch en Rölleke,
en Rölleke Päpermönz,
on maak bi mich mol Killekilleke,
dat düs du doch ömsöns.
Din Päpermönzpastillekes,
die luscht ek riesig gärn.
Dröm maak noch einmal Killekilleke,
du zuckersüte Dern.
Das Lied handelt von Mariechen Thyron aus Neudorf, dem "Pfeffermünzmariechen". Sie verkaufte in Gaststätten in der Duisburger Altstadt Pfefferminzrollen und war, wie z.B. "Heinebein", ein Duisburger Original. Mehr über die Duisburger Originale finden Sie auf den Seiten unter "Duisburger Originale".
Schon früh inspirierte ihn seine Liebe zu seiner Vaterstadt zu dem Text:
„Op min old Duisburg lott ek nex komme,
dat häww ek mich faß vorgenomme.
Min Duisburg eß, ek sägg üch dat,
för mich die allerschönste Stadt!“
Dieses Lied wurde anlässlich einer Rundfunkübertragung aus der Tonhalle vom
Orchester Leo Eysoldt uraufgeführt.
Es folgte die „Hochfelder Serenade“ mit einem schon damals kräftigen Seitenhieb
auf die gute Hochfelder Luft.
„Jo, jo, en Hochfeld, do weiht en Löfke,
Jo, jo, en Hochfeld, do eß en Döfke,
Jo, jo, en Hochfeld, do hölt mer't ut.
Wie make nächstens noch en Kurort drut!“
Unvergessen ist auch der närrische Wettstreit zwischen dem Kölner Willi Ostermann und Matthes Lixenfeld im früheren Operettentheater Holtschneider.
Immer am Puls des Zeitgeschehens mit ins Ohr gehenden Melodien, verfasste er eine Vielzahl von Liedern und Märschen. Als echtem Duisburger und Hochfelder Jong lag ihm die Mundart sehr am Herzen.
In den Jahren vor dem Kriege schrieb Matthias fast jedem Rosenmontagszug-Motto ein Lied.
1935 „Wi häwwe utgeschlope“
1936 „Wie häwwe die Karr am rolle“
1937 „An ene Streck“
Für Karnevalssonntag, 27. 2. 1938, war die Heinebein-Denkmalsweihe angekündigt. Tausende Zuschauer, insbesondere viele Kinder, waren auf dem Burgplatz.
Nach der „feierlichen“ Enthüllung klappte das „Denkmal“ (aus Pappmache!) auseinander - ein lebendes Abbild Heinebeins stand auf dem Sockel! Zuvor hatte Lixenfeld das Heinebein-Lied vorgetragen, „wobei es sich erwies“, schreibt der DGA vom 28.2. „dass die ganze Jugend es schon auswendig kannte und mitsang“.
1938 schrieb er ein Volksstück mit Musik „Der Ölprinz von Hochfeld“. Dieses wurde kurz vor der Aufführung durch die damaligen Machthaber verboten.
Der 2. Weltkrieg brach über seine geliebte Heimatstadt herein und hinterließ einen riesigen Trümmerhaufen.
Und Lixenfeld erkannte eine weitere Begabung, sein Talent für die Zauberei. Von 1945 – 1948 gab das langjährige Mitglied des „Magischen Zirkels“ nach seinem Eintritt in die „Internationale Artistenloge“ Auftritte als Zauberkünstler „Lixerni“ in amerikanischen Clubs, so 1945 in Ulm. Ab 1946 dann in englischen Clubs im Ruhrgebiet. Er gab eigene Vorstellungen in Sälen und Schulen. Die Familie mit 4 Kindern hatte zu Essen.
1949 kam er dem Drängen der DEMAG nach, denn es gab kaum noch Konstrukteure für Siemens Martin Öfen. Ein ehemaliger Kollege erinnerte sich, dass er aber manchmal anstatt technischer Zeichnungen Notenlinien aufs Blatt zauberte.
Die Nachkriegszeit war alles andere als rosig. Aber gerade die abnormen Verhältnisse boten dem Karnevalisten eine Fülle von Anregungen.
Hier einige Titel:
„Schwarzhändler-Ballade“
„Die Liebe ist noch immer punktefrei“
„Kalorien-Foxtrott“
„Optimisten-Samba“
„Die Schwarzbrenner“
„Demontagen-Klänge“
Damit ging es auch einmal zu Ende und er fragte erstaunt:
„Wo komme all die nette Sakes her?“
Nebenbei schrieb er Karnevalslieder, Gedichte, Rosenlieder, Männerchorlieder
u.v.m. Und immer wieder mit seinen Texten bestens im Bilde.
„Lass mich Dein Sputnik sein“
„Wir halten Maß“
„Nimm bloß die Pille nicht“
oder „Oh Jacky“
Seine Duisburger Evergreens sind aber nach wie vor: der „Stippeföttkestanz“ der Roten Funken, der „Prinzengardemarsch“ und der „Marsch der Blau Weißen“ Unvergessen und vorbildlich auch sein Einsatz beim Kinderkarneval der Ehrengarde. „Onkel Matthes“ agierte oft im alten „Rheinhof“.
Im Pensionsalter entdeckte Matthias Lixenfeld wieder seine Liebe zu den Rosen. Er schrieb Rosenlieder nach Texten von Gottfried Benn, Clemens von Brentano, Conrad Ferdinand Meyer und Friedrich Rückert, die beim 85jährigen Jubiläum des „Vereins Deutscher Rosenfreunde“ im Jahr 1968 uraufgeführt wurden. Ab 1960 war er Großvater von 8 Enkelkindern.
Als Mattes Lixenfeld am 20. November 1986 hoch betagt im Alter von 87 Jahren starb, hatte er über 4 Jahrzehnte den Duisburger Karneval mit seinen Liedern belebt und erfreut.
Seinen Lebensleitspruch hatte Matthias Lixenfeld bei Horaz gefunden:
„Dulce est desipere in loco“
“Lieblich ist´s ein Narr zu sein am rechten Ort“
Einmal sagte er:
„In beschaulicher Stunde setzte ich mich ans Klavier:
Dann seng ek en Liedke op Duisburger Platt,
Son Liedke, dat mäck einem Mut.
On wor ma dat Läwe uk noch so satt -
Et weed doch am End weher gut!“