Museum der Deutschen Binnenschifffahrt


Das größte Binnenschifffahrtsmuseum der Welt steht in Duisburg-Ruhrort, da wo sich auch der größte Binnenhafen Europas befindet. Bereits in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden erste Pläne zur Dokumentation der Geschichte der Binnenschifffahrt. Aber erst 1974 kam die "Gesellschaft zur Förderung des Museums der Deutschen Binnenschifffahrt" durch den Ankauf des Raddampfers "Oskar Huber" der Realisierung näher. 1979 wurde dann im ehemaligen Ruhrorter Rathaus das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt eröffnet. Das Gebäude erwies sich allerdings schnell als zu klein für die Sammlung.

 

Die Internationale Bauausstellung Emscher Park (IBA) bot dann die Möglichkeit, die ehemalige Badeanstalt, in dem bis 1986 Schwimmer ihre Bahnen zogen, zum neuen Museum umzubauen. Das denkmalgeschützte Gebäude, zwischen 1908 und 1910 vom städtischen Baurat Jording mit Jugendstilelementen im Späthistorismus erbaut, liegt nur wenige Meter vom Rhein entfernt. Beim Umbau zum neuen Binnenschifffahrtsmuseum Mitte der 90er Jahre wurde der Originalzustand so weit wie möglich erhalten. Seit Sommer 1998 ist das Museum an seinem neuen Standort zu besichtigen.

Im ehemaligen Herren-Schwimmbad steht nun als Attraktion ein historisches Plattbodenschiff: Die Tjalk "Goede Verwachting" (Gute Hoffnung) ist ein 20 Meter langer holländischer Frachtensegler von 1913 unter vollen Segeln. Als Kontrast dazu ist direkt daneben ein etwa 10.000 Jahre alter 15 Meter langer Einbaum zu sehen. Zur bewegten Geschichte der Binnenschifffahrt gehören diverse Schiffsmodelle ebenso wie das Modell einer typischen Werft für Flussschiffe. Aber auch ein Teil eines Wracks, das im Rhein geborgen wurde, hat hier seinen Platz gefunden. Unter dem Schwimmbassin des Herrenbades befindet sich der begehbare Lagerraum eines Schiffes mit Waren und Werkzeugen zur Beladung der Boote.

 

Die Kohle war lange Zeit das wichtigste Gut an Rhein und Ruhr und wurde früher in Körben oder mit Schubkarren auf die Schiffe gebracht. Das Modell eines Kohlenkippers, wie er zigfach in den Ruhrorter Häfen zu sehen war, gehört deshalb genauso zur Ausstellung wie ein originaler Schiffsmotor oder das Modell der Trajektanstalt Ruhrort-Homberg. Einen Eindruck vom Leben und der Arbeit an Bord bekommt man in der ehemaligen Damen-Schwimmhalle. Dort ist der 1:1-Nachbau eines Binnenschiffes zu sehen, vom begehbaren Führerstand kann man wie der Schiffsführer auf das Schiff und den Fluss - halbstündlich an die gegenüberliegende Wand projiziert - blicken. Und zum Schluss sollte man noch einen Blick in eine originale Ruhrorter Schifferkneipe werfen, deren Interieur natürlich auch zum Inventar gehört.

 

Zum Museum gehören auch zwei begehbaren Museumsschiffe. Etwa 10 Minuten Fußweg vom Museum über die Bassinbrücke entlang der Hafenpromenade liegen sie am Ruhrorter Steiger Schifferbörse. Geöffnet sind sie von Ostern bis Ende Oktober.

 

Die Oscar Huber, der letzte erhaltene Radschleppdampfer auf dem Rhein aus dem Jahre 1922, schleppte noch bis in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts bis zu sieben antriebslose Kähne auf der Strecke zwischen Karlsruhe und Rotterdam. Die seit Ende der 1950-er Jahre aufkommenden Schubboote lösten die Schleppdampfer allmählich ab. Heute liegt das Schiff als Kulturdenkmal am Leinpfad direkt vor der Schifferbörse vor Anker. Im Maschinenraum können die gigantischen Heizkessel bestaunt werden und auch die ehemaligen Schlaf- und Wohnräume können besichtigt werden.

 

Das zweite Museumsschiff, der Eimerkettendampfbagger "Minden", ist streng genommen gar kein Schiff. Er hat keine eigene Antriebsmaschine und wurde zum Einsatzort geschleppt. Bis 1979 wurde damit die Fahrrinne der Weser zwischen Stolzenau und Hameln bearbeitet. Das mit den Eimern gebaggerte Material wurde auf einen längsseits liegenden Kahn befördert. Seit 1982, hundert Jahre nach ihrem Bau in Mainz, liegt die „Minden“ in Duisburg. An ihrem Liegeplatz neben der "Oscar Huber" kann sie besichtigt werden.